Regenerativer Maisanbau in der Praxis
In diesem Beitrag finden Sie die Zusammenfassung des Maisanbaus 2023. Die Bilanz ist beruhigend und gibt Zuversicht für das nächste Jahr. Trotz schwieriger Witterung im nassen und kalten Frühjahr ist der Ertrag und die Qualität mehr als zufriedenstellend.
Maisanbau ohne externe Stickstoffzufuhr ist möglich! Auch die strengen Vorgaben der Düngeverordnung können problemlos eingehalten werden.
Regenerativer Maisanbau – Herausforderungen und Ansätze
Aussaat unter schwierigen Bedingungen
Das Jahr begann mit einem ungewöhnlich nassen und kalten Frühjahr, was die Aussaat und Bodenvorbereitung erschwerte. Trotz dieser Herausforderungen haben wir die Flächenrotte durchgeführt. Als Vorfrucht diente ein eineinhalb-jähriges Kleegras.
Bodenbearbeitung und Vorbereitung
Durchführung der Flächenrotte
Die Flächenrotte wurde zweimal mit der Ackerfräse durchgeführt. Dabei wurde das Grünmaterial flach, aber so tief wie nötig, mit dem Erdmaterial vermischt. Nach der ersten Bearbeitung (und Start der Flächenrotte) am 20. April erfolgte eine niederschlagsbedingte 3-wöchige Pause. Diese Methode fördert das Bodenleben und aktiviert Mikroorganismen, die für die Nährstoffumsetzung und Bildung organischer Verbindungen essentiell sind.
Der Einsatz von 100lt/ha HF-Bodenferment zur Stabilisierung der Rotte ist, insbesondere bei schwierigen Witterungsverhältnissen elementar und hat sich 2023 wieder bestens bewährt!
Das erste Mal dabei war 2023 der Einsatz von bodenstabilen Huminsäuren HF-LiqHumus mit einer Aufwandmenge von 25lt/ha. Das Ziel war die Einbindung der Nährstoffe aus der Flächenrotte bei leichten Bodenverhältnissen (niedrige Pufferkapazität KAK).
Praxistipp:
2-3 Wochen kurz vor der Flächenrotte wenn möglich keine Gülleausbringung, da dies den mikrobiellen Prozess der Flächenrotte negativ beeinflusst.
Einsatz von granuliertem, fein vermahlenem Kalk und Schwefel
Auf unseren Flächen kam vor der Aussaat ein fein vermahlener und anschließend granulierter Kalk mit einer Aufwandmenge von 300Kg/ha zum Einsatz. Kalziumcarbonat, welches mit Magnesium angereichert war. Diese Zusammensetzung wurde speziell gewählt, weil wir auf unseren Standorten einen Ca-Überschuss und Mg-Mangel Boden haben.
Die Feinheit des Mahlgrades und die Granulierung des Düngers sind zwar kostenintensiver, bieten jedoch entscheidende Vorteile: Durch die hohe Reaktivität des Düngers wird das Kalzium schnell verfügbar gemacht und ist pflanzenverfügbar.
Zusatz von elementarem Schwefel
Neben dem granulierten Kalk haben wir auch HF Sulfur elementaren Schwefel eingesetzt. Schwefel ist ein wesentlicher Nährstoff für Pflanzen, der oft übersehen wird. Er trägt zur Eiweißsynthese bei und ist entscheidend für die Bildung von Chlorophyll. Durch die Zugabe von elementarem Schwefel stellen wir sicher, dass unsere Maispflanzen eine ausreichende Versorgung erhalten, was letztendlich zu einer besseren Gesundheit und höheren Erträgen führt.
Vorfrucht: Eineinhalbjähriges Kleegras
Ein weiterer wichtiger Aspekt unserer Bodenmanagementstrategie war die Wahl der Vorfrucht. Vor dem Maisanbau wurde eineinhalbjähriges Kleegras angebaut. Kleegras ist bekannt für seine Fähigkeit, Kohlenstoff (über die Gräser) und Stickstoff (über den Klee) aus der Luft zu binden und diesen im Boden verfügbar zu machen. Diese Eigenschaft macht es zu einer idealen Vorfrucht, insbesondere in einem System, das auf externe Stickstoffzufuhr verzichtet. Durch die Einbindung von Kleegras in unseren Fruchtwechsel tragen wir zur natürlichen Bodenfruchtbarkeit bei und fördern ein gesundes Bodenleben. Besonders durch die Anwendung der nicht wendenden, flachen Bearbeitung inklusive Flächenrotte können diese Vorteile an die Folgekultur (Mais) weitergegeben werden.
Exkurs – Warum keine Untersaat?
Aufgrund der Trockenheit im Frühjahr war es nicht möglich eine Untersaat zu etablieren. Das Ausbringen der Samen über einen Prallteller vor dem letzten Hackvorgang, wäre unter sehr trockenen Bedingungen nicht erfolgreich. Der kritische Punkt ist der mangelnde Bodenschluss – eine Schlüsselkomponente für das Gedeihen der Untersaat. Die trockene Oberfläche des Bodens hätte verhindert, dass die Samen ausreichend Feuchtigkeit für eine erfolgreiche Keimung aufnehmen konnten.
Angesichts dieser Situation entschieden wir uns gegen die Etablierung einer Untersaat in diesem Jahr. Zur Etablierung hätten wir eine richtige Einscheibensämaschine umrüsten müssen, was uns 2023 nicht rechtzeitig möglich war.
Diese Entscheidung unterstreicht die Bedeutung von Anpassungsfähigkeit und realistischer Einschätzung der gegebenen Bedingungen in der regenerativen Landwirtschaft. Sie zeigt, dass trotz bester Absichten und fortschrittlicher Techniken manchmal die Naturbedingungen eine Anpassung der Anbaupläne erfordern.
Maßnahmen und regenerative Kulturführung
Der Maisbestand wurde über die Kulturführung zwei Mal vitalisiert und einmal gehackt. Die Spritzungen regen den Pflanzenstoffwechsel an. Dies sorgt dafür, dass die Pflanzen Nährstoffe effizienter verwerten und mit Stresssituationen, wie Trockenheit besser umgehen können. Konkret bedeutete dies in unserem Bestand:
Vitalisierungsspritzungen
Erste vitalisierende Spritzung
(7.6.23, 17 Tage nach Saat):
-
- 100 lt Komposttee
- 3,6 Kg HF KlinoSpray
- 3,6 Kg HF spritzbarer Kalk
- 0,5 Kg HF Natrel Comp (Spurenelemente)
- 2,9 lt HF-Fulvic (Fulvosäure)
- 0,5 Kg Bor war geplant, wurde aber vergessen
Materialkosten 1. vital. Spritzung: 28,32 EUR Netto/ha
Zweite Spritzung (28.6.23, 38 Tage nach Saat):
-
- 2 lt HF-Fulvic (Fulvosäure)
- 2lt HF-LiqHumus (flüssige Huminsäuren)
- 3 Kg HF KlinoSpray
- 1,5 Kg HF Natrel Comp (Spurenelemente)
- 1,5 Kg HF-Borsäure
- 2 lt BlattImpuls
- 5 g Cobaltum metalicum C30 Globuli
Materialkosten 2. vital. Spritzung: 55,87 EUR Netto/ha
Zusätzliche Maßnahmen:
Im Herbst und Frühjahr wurden biologisch-dynamische Maßnahmen durchgeführt, um die Bodenqualität weiter zu verbessern. Konkret die Anwendung von P500p (präparierter Hornmist 80g/ha) und P501 (Hornkiesel 2g/ha)
1 Mal gehackt, kein Blindstriegeln (da die Grasoden evtl. die jungen Maispflanzen beschädigt hätten)
Düngung und Nährstoffmanagement
Verzicht auf externe Stickstoffzufuhr
Entscheidend in diesem Jahr war unser Ansatz, auf externe Stickstoffzufuhr zu verzichten. Stattdessen haben wir uns auf die Nährstoffversorgung aus dem Bodenstoffwechsel (Input über Kleegras, Flächenrotte, funktionierende Bodenbiologie) konzentriert.
Trotz der Herausforderungen eines nassen Frühjahrs und einer späteren Flächenrotte zeigten die Bestände eine beeindruckende Standfestigkeit und Gesundheit.
Der regenerative Bestand, überstand die Trockenphase bemerkenswert gut. Dies ist unter anderem dem Einsatz von HF-LiqHumus Huminsäuren zu verdanken, die zur Bodenverbesserung beitrugen.
Die Felder wiesen wenig Unkraut auf. Und dies, obwohl der Boden zwischen den Reihen war offen lag. Er war dennoch krümelig, was für eine gute Bodenatmung und Gasaustausch spricht.
Kein Problem mit dem Maiszünsler
Interessanterweise traten keine Probleme mit dem Maiszünsler auf, obwohl wir keine spezifischen Maßnahmen gegen diesen Schädling ergriffen hatten. Dies könnte auf die regelmäßige Anwendung von vitalisierenden Spritzungen zurückzuführen sein, die stets wichtige Spurenelemente wie Zink enthielten. Zinkmangel ist bekanntermaßen eine Hauptursache für die Anfälligkeit von Mais gegenüber dem Maiszünsler.
Ernte und Ergebnisse – Trotz Trockenheit zu gesunden Erträgen
In unserem Maisanbau 2023 stellten wir uns einer besonderen Herausforderung: einer ausgeprägten Trockenphase. Diese Bedingungen führten zu Stress bei der Befruchtung der Maispflanzen. Trotz dieser Widrigkeiten zeigten sich bei genauer Betrachtung der Maiskolben erfreuliche Ergebnisse. Die Kolben waren fast vollständig bis zum oberen Ende befruchtet und gut ausgebildet, was darauf hindeutet, dass selbst die obersten Körner ausreichend versorgt wurden. Eine unzureichende Versorgung in diesem Bereich kann oft auf einen Mangel an Bor zurückgeführt werden, einem wichtigen Spurenelement für die Pflanzengesundheit.
Die Gesundheit unseres Maisbestandes war beeindruckend. Er wurde einmal gehackt und zweimal vitalisiert. Die Ergebnisse sprechen für sich.
Mit einem Durchschnittsertrag von 8,67/ha bei 27% Feuchtigkeit und Demeter Speisemais-Qualität sind wir in diesem anspruchsvollen Jahr 2023 zufrieden.
Die Zahlen bestätigen, dass trotz der Trockenheit und den damit verbundenen Herausforderungen ein gesunder und ertragreicher Maisanbau möglich ist, wenn man die richtigen Anbaumethoden und Pflegemaßnahmen anwendet.
Kurz zusammengefasst:
1,5 Jahre Kleegras Vorfucht
1. Bearbeitung Flächenrotte 20. April
Saat 21. Mai mit 8,5 Körner/m2
Sorte Luigi CS, Reifezahl 240
2 vital. Spritzungen (17 u. 38 Tage nach Saat)
1x hacken mit „alter“ Monosem-Hacke ohne Kamerasteuerung, Technik, GPS etc.
Ernte 4. Oktober mit 27% Feuchtigkeit (136 Tage von Saat bis Ernte)
Abschluss und Ausblick
Unsere Erfahrungen im Jahr 2023 bestätigen, dass regenerative Landwirtschaftspraktiken, auch unter schwierigen Bedingungen, zu einem erfolgreichen Anbau führen. Insgesamt zeigt sich, wie durchdachte Bodenmanagementpraktiken und die Auswahl spezifischer Düngemittel und regenerativer Maßnahmen wesentlich zur Förderung der Bodengesundheit und zur Steigerung der Erträge beitragen können.
Diese Methoden bieten eine nachhaltige Alternative, indem sie die Bodengesundheit fördern und gleichzeitig hohe Erträge erzielen.
Wir müssen es schaffen, das Bodenleben zu aktivieren, zu mobilisieren, die Nährstoffe aktiv einzubinden und die Pflanzen befähigen, dass sie diese Nährstoffe auch aktiv mobilisieren und abrufen können. Dann arbeiten wir mit einer so hohen Nährstoffeffizienz, dass wir mit der jetzigen Düngeverordnung und auch mit den zukünftigen Verschärfungen sehr gut zurechtkommen werden.
Alle Videos zur Praxisreihe finden Sie auf: