Eine Methode für die Zukunft

Eine Methode für die Zukunft

Die regenerative Landwirtschaft zielt auf eine klimaresiliente, aufbauende und langfristig wirtschaftliche Landnutzung ab, bei der auch der Agroforst eine wichtige Rolle spielt. Das Planungsbüro Triebwerk und der Pionier der regenerativen Landwirtschaft Friedrich Wenz beschäftigen sich mit den Herausforderungen und Chancen dieses Ansatzes.

Methoden der regenerativen Landwirtschaft gelten in der konventionellen, ökologischen und auch in der biodynamischen Landwirtschaft als
zukunftsweisend. Viele Landwirt*innen wenden diese an und erlernen in Bodenkursen und Seminaren diverser Verbände und Veranstalter*innen Prinzipien und Anwendungen. Eine*r der Pionier*innen ist der Landwirt und Berater Friedrich Wenz. Er vertritt die Vision, dass es möglich ist, Bodenfruchtbarkeit als Kulturleistung weltweit zu etablieren.

 

Begriff ohne Definition

In der regenerativen Landwirtschaft herrscht kein einheitliches Verständnis über die Definition der Praktiken und Methoden. Worin sich Praktiker*innen und Berater*innen allerdings einig zu sein scheinen, ist die Idee, dem Boden langfristig mehr zurückzugeben, als ihm genommen wird. Aktuell ist zu beobachten, dass große Firmen und Konzerne den Begriff der „regenerativen Landwirtschaft“ für sich beanspruchen. „Das ist ein ganz spannender Prozess, aber auch ein gefährlicher, denn es wird sich jetzt entscheiden, in welche Richtung es weitergeht. Ich wünsche mir, dass der Begriff ‚regenerative Landwirtschaft‘ sich aus seinen Wurzeln heraus weiterentwickeln darf. Wir sind noch lange nicht am Ende bei diesem Thema, wir kratzen gerade an der Oberfläche“, erläutert Wenz.
Der Grundgedanke der regenerativen Landwirtschaft ist für ihn die Wiederherstellung des lebend verbauten Kohlenstoffs im Boden durch Humusaufbau. Die Pflanzen geben bei einer gut funktionierenden Photosynthese Energieüberschuss in Form von leicht verstoffwechselbaren Kohlenstoffverbindungen, sprich Zucker, über Wurzelausscheidungen ab, wodurch sich im Wurzelbereich Bakterien, Pilze und auch Hefen ansiedeln, die die eigentliche Arbeit machen. Wenn man diesen Prozess als System begreift, wird klar, dass man nicht einzelne Elemente isolieren kann.

 

Agroforst und regenerative Landwirtschaft

Die Agroforstwirtschaft ist Teil der regenerativen Landwirtschaft. Vor allem international sind Bäume aus der regenerativen Landwirtschaft nicht wegzudenken. „Mit Gehölzen er­ weitert man seine Fläche in die Vertikale, das heißt, tiefere Wurzeln erschließen mehr Boden und mit dem Wuchs in die Höhe fängt man gleichzeitig viel mehr Sonnenlicht ein, welches in Früchte und holzige Biomasse umgesetzt wird“, erklärt Christoph Meixner von Triebwerk. Er und seine Kollegen Nicolas Haack und Janos Wack gehören zum Gründungsteam von Triebwerk, einem Planungsbüro für Agroforstsysteme und regenerative Landwirtschaft. Gemeinsam mit ihrem Team entwickeln sie betriebsindividuelle Agroforstsysteme und unterstützen ihre Kund*innen bei der Planung und Realisierung bis hin zum Management und zur Erstellung von Vermarktungskonzepten. Das Ziel der regenerativen Landwirtschaft und auch der Agroforstwirtschaft besteht darin, nicht nur die ökologische, sondern auch die soziale und wirtschaftliche Dimension der nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion zu verbessern.
Die Agroforstwirtschaft ist eine alte Landnutzungsform, die man aus der Vergangenheit als Streuobstwiesen oder Hutewälder kennt. Diese Systeme können an die Bedürfnisse der modernen Landwirtschaft angepasst werden und dabei weiterhin eine große Vielfalt an Produkten und Vorteilswirkungen erzeugen. Dies umfasst die Produktion von Nahrungsmitteln, Futtermitteln, Einstreu, Energie­, Stamm­ und Wertholz sowie von Biomasse, um betriebsinterne oder auch regionale Stoffströme zu erweitern und zu optimieren. „Es ist deshalb eine perfekte Ergänzung zu Praktiken der regenerativen Landwirtschaft, weil die Bäume die Mineralien aus den tieferen Bodenschichten nach oben bringen und wir hier eine Stickstoffanreicherung im Oberboden erreichen können, was für die Pflanzenernährung eine wichtige Rolle spielt. Wir können die Feuchtigkeit auf den Flächen halten, wir können den Holzzuwachs der Bäume über das ganze System der reduktiven Kompostierung und der Huminstoffgewinnung dem Boden zuführen und den Kohlenstoff wieder in den Bo­ den bringen. Dadurch wird eine regenerative Landwirtschaft im kompletten Sinn erst realisierbar“, so Wenz.

 

Unnötige Hürden

Auch wenn die offizielle Agroforstförderung erst mit der kommenden Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) startet (Frühjahr 2023), kann man unter Berücksichtigung der aktuellen Vorgaben heute schon Agroforstsysteme anlegen. Aktuell stellt sich das Agrarrecht in Deutschland neben Kapitalbedarf und Wissen als eines der größten Probleme hinsichtlich einer flächendeckenden Integration von Agroforstsystemen dar. Es weist unnötige Hürden auf und bietet ohne behördliche Rücksprache bei einigen Agroforsttypen keine Rechtssicherheit beziehungsweise fordert viele Kompromisse ein. Zudem stellt der Kapitalbedarf eine Herausforderung für viele Betriebe dar, da die Agrarförderung den Wert von Agroforstsystemen nicht ausreichend honoriert. „Daher arbeiten wir daran, dass sich der rechtliche Rahmen ändert, alternative Finanzierungsinstrumente entwickelt und angewendet werden sowie eine breit angelegte Wissensbasis verfügbargemacht wird“, erklärt Meixner von Triebwerk.
Wenz schätzt diese Hürden ähnlich ein, der einzige Grund, weshalb er Agroforst noch nicht in seinem Programm regenerative Landwirtschaft mit aufgenommen hat, ist, dass er und sein Kollege Dietmar Näser sich zum Ziel gesetzt haben, die regenerative Landwirtschaft so zu kommunizieren, dass sie umsetzbar und handhabbar ist. Und bisher sei es so, dass die gesetzlichen Vorgaben und Regularien für Agroforst noch zu aufwendig sind. „Trotzdem werden wir auf unseren Feldern auch mittelfristig die Ergänzung mit den Agroforstsystemen umsetzen“, versichert Wenz.
Trotz der Hürden pflanzen viele Betriebe Agroforstsysteme in Kooperation mit Triebwerk. Das kann Schattenbäume umfassen, die gleichzeitig Futterpflanzen und lebende Zaunpfosten für Kühe sind. Sie werden ergänzt durch Werthölzer und biodiversitätsfördernde Futterhecken, die gleichzeitig große Mengen an Kohlenstoff binden, der regional über Zertifikate gehandelt wird. Ebenso gefragt sind Fruchtsysteme, welche Hühner mit Beerenanbau kombinieren oder auch Wal und Haselnüsse in die Produktpalette der Betriebe integrieren. Methoden der regenerativen Landwirtschaft können Unabhängigkeit und Stabilität schaffen. Das ist die Voraussetzung für eine Landnutzung, die sich an die aktuellen Erfordernisse unserer Zeit anpassen kann und dabei weiterhin flexibel gestaltbar bleibt. Der Dialog unter anderem über die Bodenfruchtbarkeit kann Landwirt*innen wieder mehr zueinander und das Thema in die Gesellschaft bringen.
Sarina Sievert

 

Ökologie & Landbau 03/2022
Autorin: Sarina Sievert

 

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